Die Glockenanlage der Pfarrkirche St. Ulrich in Buchdorf stellt Thomas Winkelbauer, Glockensachverständiger der Diözese Eichstätt, vor. mehr...
Ein Haus voll Glorie ...
Wenn beim Festgottesdienst am Kirchweihsonntag die feiernde Gemeinde im Kirchenlied Lob, Preis und Dank für „Gottes Zelt auf Erden“ zum Ausdruck bringt, dann darf sich in Buchdorf damit ein gewisser Stolz verbinden. Denn das Buchdorfer Gotteshaus zählt auch nach dem Urteil unvoreingenommener Kenner zu den schönsten Dorfkirchen der näheren und weiteren Umgebung. Wie alle Kirchen so hat auch Buchdorfs Gotteshaus seine ganz eigene Geschichte und bringt mit seinem Bildprogramm und seinem reichen Schmuck ein einmaliges Zeugnis des Glaubens der Menschen von früher und heute zum Vorschein. Die vorliegende Schrift soll den einheimischen Gläubigen ermöglichen, mit ihrer Kirche noch vertrauter zu werden und deren Wert noch mehr zu schätzen. Den fremden Besuchern soll sie als Kirchenführer hilfreiche Begleiterin sein bei der Begegnung mit einem besonders gelungenen Werk spätbarocker dörflicher Kirchenbaukunst.
...mit bewegter Vergangenheit
Der Beginn des kirchlichen Lebens in Buchdorf liegt zwar im Dunkeln, doch dürfen wir zurecht annehmen, dass bereits zur Zeit der ersten schriftlichen Erwähnungen des Ortes im Zusammenhang mit der Geschichte des Klosters Hl. Kreuz in Donauwörth (1101 und 1125) hier ein Gotteshaus gestanden hat. Als nämlich im Jahre 1736 der alte Kirchenbau abgerissen wurde, fand man eine Steinplatte mit der Jahreszahl 1120 - ein Hinweis darauf, dass es hier in Buchdorf bereits damals eine Kirche gab. Es war wohl ein Kirchenbau vorwiegend aus Holz, der noch vor der Gründung des Klosters Kaisheim (1133/34) errichtet worden war.
Die "Vorgängerinen"
Dieses erste Gotteshaus überdauerte nur wenige Jahrzehnte und wurde wohl bei den häufigen kriegerischen Auseinandersetzungen der damaligen Zeit bald wieder zerstört. Denn im Jahre 1162 - so die Überlieferung - erlässt Kaiser Friedrich Barbarossa den Befehl, einige Kirchen wieder aufzubauen, darunter auch die in Buchdorf. Überreste dieses Bauwerkes im romanischen Stil sind heute noch sichtbar im Erdgeschoss des Turmes. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird auch diese Kirche wiederum als Folge von Kriegshandlungen zerstört. Also gingen die Buchdorfer im Jahre 1370 abermals daran, eine neue Kirche zu bauen, diesmal im gotischen Stil. Ihr Chor lag, wie der des romanischen Baues, an der Stelle des heutigen Turmes. Zeugen dafür sind das heute noch vorhandene Kreuzrippengewölbe mit dem Schlussstein, der das Antlitz Jesu zeigt, und bemerkenswerte Fresken an Wand- und Gewölbeflächen in der oberen Sakristei. Das Kirchenschiff erstreckte sich mit einer Länge von etwa 17 Metern vom Turm aus in Richtung Westen, also neben der heutigen Kirche.
Von Anfang an war die Buchdorfer Gemeinde Filiale der Pfarrei Baierfeld. Im Jahre 1407 bemühten sich die Buchdorfer erstmals um das Recht einer eigenen Frühmesse, nachdem bisher im Buchdorfer Gotteshaus nur unregelmäßig Gottesdienste stattfanden. Erst im Jahre 1444 wird dieser Wunsch erfüllt. Die Gemeinde bekommt einen eigenen Geistlichen, einen so genannten Frühmesser, der aber nur Kaplan der Pfarrei Baierfeld ist.
Von der dürftigen Innenausstattung der damaligen Buchdorfer Kirche berichtet nach einer Visitation im Jahre 1480 der Eichstätter Kanonikus Vogt, dass es einen hölzernen Kelch und schmutzige Paramente gibt. Der Friedhof ist teilweise nur mit einem Holzzaun umgeben.
Im Landshuter Erbfolgestreit hatten sich die Buchdorfer auf die Seite des Ruprecht von der Pfalz geschlagen, einen kaiserlichen Boten ermordet und kaiserliche Schreiben an Anhänger Ruprechts weitergegeben. Zur Strafe dafür wird Buchdorf am Sankt Barnabastag (11. Juni) des Jahres 1504 im Auftrag Kaiser Maximilians I. von Soldaten des Schwäbischen Bundes fast völlig zerstört. Nur die Kirche, in die sich ein Teil der Bevölkerung flüchtete, und einige Sölden am Sand blieben verschont.
Im Jahre 1542 schließt sich Pfalzgraf Ottheinrich der protestantischen Lehre an und erlässt 1543 eine neue Kirchenordnung, mit der in seinem Fürstentum und damit auch in Buchdorf die Reformation eingeführt wird. Die nun protestantisch gewordene Gemeinde erhält, so belegt eine Urkunde vom 8. Mai 1555, jetzt sogar einen eigenen Pfarrer. In den Wirren der Reformation wurde nur wenig für den Erhalt der Kirche in Buchdorf getan. So ist es kein Wunder, dass die innere Ausstattung der Kirche im 16. Jahrhundert als sehr bescheiden bezeichnet werden kann. Die Chronik berichtet, dass im Jahr 1570 zwei goldene Kelche gestohlen werden. Der Fürst in Neuburg stiftet auf Bitten der Buchdorfer dafür nur einen aus Kupfer. Und das Competenzbuch des Fürstentums Neuburg verzeichnet im Jahr 1599 für Buchdorf einen zerrissenen Chorrock, zwei Altartücher, ein Tüchlein auf dem Taufstein, ein Tauftischchen, eine Maßkanne und eine halbe Maßkanne für den Messwein, einen vergoldeten kupfernen Kelch und ein goldenes Blatt für die Hostie. Im Jahre 1641 sind alle diese Gegenstände verschwunden, wohl eine Folge der Plünderungen während des 30-jährigen Krieges.
Auch der Kirchenbau selbst ist in dieser Zeit sehr heruntergekommen. Schon im Jahre 1591 wies das gotische Gotteshaus schwere Schäden auf. Das Kloster Hl. Kreuz in Donauwörth gewährte „gnadenhalber“ - wie es in der Chronik heißt - 20 Gulden für die Wiederherstellung des Turmes.
Im Jahre 1618 wird Buchdorf unter Herzog Wolfgang Wilhelm zwar wieder katholisch, verliert aber wieder den eigenen Pfarrer und ist abermals Filiale von Baierfeld.
Mit dem 30-jährigen Krieg waren Hunger und Not gekommen, so dass auch die finanziellen Mittel für eine dringende gründliche Instandsetzung der Kirche fehlten. So muss das Jahr 1651 das Buchdorfer Gotteshaus in einem erbärmlichen Zustand gesehen haben, wie erneute Klagen der Bevölkerung belegen.
Die Gegenreformation ließ den katholischen Glauben wieder zu neuer Kraft auch in Buchdorf aufleben. 1666 wird die Rosenkranzbruderschaft gegründet, die bis heute Bestand hat, und 1693 werden die regelmäßigen Frühmessen wieder eingeführt. Im Jahre 1708 kann das Pfarrhaus, das offenbar noch mehr als die Kirche unter dem Zerfall litt, erneuert werden. Erst im Jahre 1726 bekamen die Buchdorfer einen eigenen katholischen Pfarrer. Damit war die endgültige Trennung von Baierfeld vollzogen: Buchdorf ist seitdem eine eigene Pfarrei.
(Seit 1. April 1993 betreut der jeweilige Pfarrer von Buchdorf auch die mittlerweile wegen Priestermangels verwaiste Pfarrei Baierfeld.)
Der Neubau im 18. Jahrhundert
Der erste katholische Pfarrer Johann Hueber, ein gebürtiger Buchdorfer, bemühte sich sogleich um den Bau eines neuen Gotteshauses. Am 23. März 1726 schreibt er nach Eichstätt, dass die Kirche in Buchdorf in einem miserablen, baufälligen Zustand sei und der Einsturz drohe. Die Buchdorfer seien bereit, im „Scharwerk“ mitzuhelfen, aber die neue Kirche müsse größer werden, damit die rund 800 sonntäglichen Gottesdienstbesucher Platz finden könnten. Werde die Kirche nicht entsprechend groß und neu gebaut, so würden sie jedes Scharwerk verweigern. Erst im Mai 1728 reagiert Eichstätt und lässt ein Gutachten anfertigen, möchte aber einem Neubau noch nicht zustimmen, sondern befürwortet eine Verlängerung der bestehenden Kirche. Nachdem aber durch weitere Untersuchungen sich herausstellt, dass die Bausubstanz der alten Kirche so ruinös ist, dass nur ein Neubau die richtige Lösung ist, wird der Bischöfliche Hofbaudirektor de Gabrieli im Früjahr 1730 nach Buchdorf geschickt, um gleichfalls Augenschein zu nehmen. Als auch er einen Neubau befürwortet, verfolgt Eichstätt jetzt die Sache mit Ernst und Nachdruck und lässt einen Plan für eine neue Kirche in Buchdorf erstellen. Doch die bischöflichen Mühlen mahlen langsam. Auch als der Buchdorfer Pfarrer im August 1730 berichten musste, dass unmittelbar vor Beginn des Gottesdienstes mehrere Balken von der Decke herabgestürzt seien, kann immer noch nicht mit dem Bau begonnen werden, weil die Finanzierung der Baukosten in Höhe von 3627 Gulden nicht gesichert ist. Das Kloster Hl. Kreuz in Donauwörth als ein Zehentbezieher weigerte sich nämlich, seinen Anteil an den erforderlichen Aufwendungen zu übernehmen. Erst ein langwieriger Prozess, der bis zur höchsten Instanz, zum Reichskammergericht in Mainz ging, brachte eine Klärung. Als im Sommer 1735 immer noch die alte baufällige Kirche stand, riss dem Buchdorfer Pfarrer der Geduldsfaden und er schrieb nach Eichstätt, er möchte wissen, wer den Bau auch jetzt noch hintertreibe, und wenn ihm jetzt die vorgesetzte Behörde nicht helfe, müsse er allen priesterlichen Gehorsam unterlassen. Für dieses aufmüpfige Verhalten erhielt er zwar einen scharfen Verweis, aber auch die Erlaubnis, mit dem Graben des Grundes zu beginnen. Mit Eifer machten sich die Buchdorfer nun an die Arbeit und am 16. April des Jahres 1736 kann die Grundsteinlegung stattfinden. Der Dekan des Kapitels Monheim, Pfarrer Michael Wölfle aus Baierfeld, legte im Auftrag des Eichstätter Generalvikars eine Urkunde bei. Auch Pfarrer Hueber lässt ein zinnernes Kästchen mit einer Urkunde, drei Fläschchen Walburgisöl, Kreuzen und Medaillen in den Grundstein ein. In der damals sicherlich kurzen Bauzeit von zwei Jahren ist der Kirchenbau fertig und kann benediziert werden. Die Baukosten betragen nach einer Aufstellung in der Schrift „Buchdorf - ein Beitrag zur Orts- und Pfarrgeschichte“ von Pfarrer Michael Flock 3672 Gulden und 40 Kreuzer. Davon hatten als Zehentherren das Kloster Kaisheim 1732, das Kloster Heilig Kreuz 783 und der Pfarrer von Altisheim 22 Gulden (fl.) zu zahlen. Jeweils 500 fl. steuerten die Rosenkranzbruderschaft und die Kirchenstiftung bei.
Welch große finanzielle Anstrengung dieses Bauvorhaben für die Beteiligten bedeutete, lässt sich ersehen, wenn man weiß, dass im ausgehenden 18. Jahrhundert ein Pferd 15 fl. und eine Kuh 13 fl. wert war. Ein Geselle verdiente am Tag 20 Kreuzer, wobei 60 Kreuzer 1 fl. ausmachten.
Der im Rokokostil gestaltete Kirchenraum bekam erst nach und nach die Innenausstattung, wie sie sich heute zeigt.
Ein wichtiges Datum in der weiteren Geschichte des jetzigen Buchdorfer Gotteshauses ist seine feierliche Konsekration durch den Eichstätter Bischof Johann Friedrich Oesterreicher am 21. September 1834. Die Kirche ist wie vermutlich alle ihre Vorgängerinnen dem heiligen Ulrich geweiht.
Im Jahre 1905 konnte ein neues schweres Geläute angeschafft werden, das allerdings während des Zweiten Weltkrieges für Rüstungszwecke größtenteils eingeschmolzen wurde.
Als amerikanische Truppen 1945 gegen Buchdorf vorrückten, wurde der obere Kirchturm auf der Nordseite durch eine Panzergranate schwer beschädigt.
Zur Erhaltung unserer schönen Kirche wurden allein in diesem Jahrhundert zwei Außen- und drei Innenrenovierungen durchgeführt.
...in spätbarockem Glanz
Aus welcher Richtung auch immer man sich Buchdorf nähert, das mächtige Kirchengebäude mit seinem wuchtigen, gedrungenen Turm fällt schon von Weitem ins Auge und gibt dem Dorfbild ein unverwechselbares Gepräge. Die Kirche ist aber nicht nur die optische Mitte des Ortes, sondern auch sein kulturelles Herzstück.
Über einem quadratischen Unterbau erhebt sich der achteckige obere Teil des Turmes mit einem Zeltdach, das von einer abgesetzten Zwiebelspitze gekrönt ist. Die Zahlensymbolik sagt uns , dass die Vier auf den Menschen und die Welt hindeutet, während die Acht für Auferstehung und Vollendung steht. So verkündet diese Turmform dem gläubigen Betrachter schon von weitem, dass hier ein Ort des Heiles ist, an dem Irdisches mit Himmlischem verbunden ist. Dem markanten Aussehen des Turmes entspricht auch der charakteristische Klang des Buchdorfer Geläutes. Die vier Glocken sind den Bistumsheiligen Willibald und Walburga sowie der Gottesmutter Maria und dem Christkönig gewidmet. Die feierliche Weihe der Glocken durch den Eichstätter Bischof Joseph Schröffer im Jahre 1949 war das erste große Festereignis in Buchdorf nach dem Krieg. Bei der letzten Außenrenovierung in den Jahren 1986/87 wurden auch die ursprünglich doppelbogigen Schallöffnungen am Kirchturm wiederhergestellt, die bei der Einziehung der alten Glocken während des Krieges herausgebrochen worden waren.
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Gottesdienstzeiten
Heilige Messen in der Pfarrei Buchdorf
Samstag 19.00 Uhr abwechselnd in Buchdorf oder Bergstetten;
Sonntag 8.45 Uhr oder 10.00 Uhr abwechselnd in Buchdorf oder Baierfeld