Den Besucher empfängt im Innern der heutigen Kirche ein lichtdurchfluteter Raum, der mit seiner farbigen Strahlkraft himmlischen Glanz ausbreitet. In den beschwingten, filigranen Stuckaturen mit dünn aufgetragenem Bandelwerkstuck am Chorbogen und Chorgewölbe, den zierlichen Rocaillen an den Altären sowie den Fresken und Deckenfeldern in zarten Pastelltönen begegnen uns typische Stilelemente des Rokoko.
Bewegte Geschichte
Als vor dem Bau der heutigen Kirche die mittelalterliche Vorgängerin abgebrochen wurde, fand man eine Steinplatte mit der Jahreszahl 1120 – ein Hinweis darauf, dass es in Buchdorf bereits zu dieser Zeit eine Kirche gab. Überreste dieses Bauwerkes im romanischen Stil sind heute noch im Erdgeschoss des Turmes zu erkennen. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird diese Kirche als Folge von Kriegshandlungen weitgehend zerstört. Im Jahre 1370 errichten die Buchdorfer ein Gotteshaus mit gotischen Stilelementen. Zeugen dieses Baues sind das heute noch vorhandene Kreuzrippengewölbe in der oberen Sakristei mit einem Schlussstein, der das Antlitz Jesu zeigt, und bemerkenswerte Fresken an Wand- und Gewölbeflächen. Schwere Zeiten hat dieses Gotteshaus durchzumachen. Als im Jahre 1504 zu Beginn des Landshuter Erbfolgekrieges an Buchdorf ein kaiserliches Strafgericht vollstreckt wird, bleiben nur ein paar Sölden im „Sand“ und die Kirche verschont, in die sich ein Teil der Bevölkerung flüchten kann. Die Wirren der Reformationszeit, in deren Folge Buchdorf eine Zeit lang auch protestantisch ist, und die Notzeiten des 30-jährigen Krieges hinterlassen ihre Spuren am Gotteshaus. Weil die alte Kirche auch für die größer gewordene Gemeinde zu klein ist, wird im Jahr 1736 ein Neubau errichtet. Im neuen Gotteshaus können bereits nach zwei Jahren die ersten Gottesdienste gefeiert werden, seine feierliche Weihe durch den Eichstätter Bischof Johann Friedrich Österreicher erhält es allerdings erst am 21. September 1834.
Katholische Pfarrkirche Sankt Ulrich Buchdorf
Deckenfresken
Die Deckenfresken stehen ganz im Zeichen der Marienverehrung. So zeigen die Bilder des Chores in den größeren Medaillons die Geheimnisse des Freudenreichen Rosenkranzes. Die kleineren Embleme an den oberen Seitenwänden enthalten Motive aus der Lauretanischen Litanei. Die Gemälde wurden vom Kirchenmaler Anton Niedermeier aus Hohenbrunn 1920 größtenteils neu entworfen, nachdem die Originale bei früheren Renovierungen übertüncht worden waren.
Die Fresken im Kirchenschiff stellen Szenen aus dem Glorreichen Rosenkranz dar. Am oberen Chorbogen sehen wir links die Auferstehung Jesu und rechts seine Himmelfahrt. Das große Mittelbild zeigt die Aufnahme und Krönung Mariens im Himmel. Die Originale der Fresken stammen ebenso wie die Kreuzwegtafeln vermutlich von dem Barockmaler Günther.
Rechte Seitenaltar
Das Langhaus der Kirche wird von den beiden prunkvoll gestalteten Seitenaltären beherrscht. Wieder ganz unter dem Thema der Marienverehrung steht der rechte Seitenaltar. Er wurde um 1755 von der Rosenkranzbruderschaft gestiftet.
Die Hauptfigur Maria mit dem Jesuskind, das mit einer mehrfach um den Hals geschlungenen Rosenkranzkette geschmückt ist, stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde vermutlich als Geschenk des Kaisheimer Abtes zur Gründung der Buchdorfer Rosenkranzbruderschaft im Jahr 1666 angefertigt. So könnte der in Silber gearbeitete Reichsadler auf der Brust der Statue dokumentieren, dass Kaisheim zehn Jahre zuvor zur Reichsabtei erhoben wurde. Kniend zur Rechten der Madonna der hl. Dominikus, der als Erfinder der Gebetsschnur für das Rosenkranzgebet gilt, und zur Linken die hl. Katharina von Siena, die Schutzheilige der Dominikaner-Terziarierinnen.
Linken Seitenaltar
Den linken Seitenaltar ließ der Buchdorfer Söldner Maximilian Huber errichten, die Bildhauerarbeiten stammen von dem Eichstätter Meister Kaspar Eycher. Im Altarschrein die so genannte „Heilige Sippe“, in der Mitte das Jesuskind mit Maria und Josef, außen Joachim und Anna, die Eltern Marias. In der Vertikalen die göttliche Familie: Jesus, der Heilige Geist in Gestalt einer Taube und im Auszug Gott Vater in einer recht lebendigen Darstellung, umgeben von Engeln.
Weitere Heiligenfiguren schmücken die Seitenwände des Kirchenschiffes: links eine Gruppe mit einer Mondsichelmadonna und dem hl. Antonius von Padua (rechts) und dem hl. Bruder Konrad (links).
Von großem kunsthistorischen Wert ist die Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes an der rechten Seitenwand aus der Zeit um 1620.
Das längliche Bild in Tempera auf Holz mit dem hl. Wendelin stammt aus der Zeit um 1500 und ist wahrscheinlich Teil eines spätgotischen Flügelaltares von der Klosterkirche Kaisheim. Der Heilige im Zisterzienserhabit mit Laienskapulier weist auf diese Herkunft hin.
Von besonderer Art ist auch das Pilgerbild (2,72 mal 1,86 Meter) an der gegenüberliegenden linken Wand. Es ist kurz nach 1500 entstanden und zeigt Szenen aus dem Leben und Wirken Jesu im Heiligen Land. Bemerkenswert sind die Beschriftungsbänder in der Sprache der damaligen Zeit. Besondere Aufmerksamkeit verdienen auch die kunstvoll geschnitzten Stuhlwangen der Kirchenbänke mit Blüten, Kerbband und Akanthusblättern.
Hochaltar
Ein besonderes Prunkstück der Kirche ist der prächtige Hochaltar im Chorraum. Gestiftet von dem in Buchdorf geborenen Röglinger Pfarrer Johann Georg Bosch, wurde er von unbekannten Künstlern der Deutschordenswerkstätten in Ellingen gefertigt. Wohl deshalb prangt auf dem Schild des Erzengels Michael im Auszug das Deutschordenskreuz. Das große Altarbild zeigt im Zentrum den Kirchenpatron St. Ulrich, umgeben von Engeln mit den Bischofsinsignien. Im unteren Teil ist die Schlacht auf dem Lechfeld vor den Toren Augsburgs zu erkennen. Ein Chronostikon über dem Bild enthält nicht nur eine Widmung in lateinischer Sprache (Deo aC DIVo VDaLrICo AfraeqVe - Gott und dem hl. Ulrich und Afra zu Ehren), sondern verrät auch mit hervorgehobenen römischen Zahlzeichen das Jahr der Errichtung (1767). Der kunstvoll in Gold und Silber gestaltete Tabernakel wird flankiert von Märtyrergestalten: rechts die hl. Afra, links der hl. Johannes Nepomuk, über dem rechten Durchgang der hl. Sebastian, über dem linken der hl. Georg. Der im Eucharistischen Brot gegenwärtige Herr ist gleichsam umgeben von Blutzeugen, die durch ihr Martyrium in seine besondere Nachfolge traten und damit leuchtende Vorbilder für unerschütterliche Glaubenstreue sind. Noch einmal zur Ehre der Darstellung kommen der Kirchenpatron St. Ulrich und die hl. Afra als Statuen auf Sockeln an der rechten und linken Seitenwand des Chorraumes. Ein Werk der jüngsten Vergangenheit ist der dem Stil der Kirche angepasste Volksaltar mit Ambo aus dem Jahr 1988.
Was J. Langbehn einmal so bekannte: “Wenn ich in einer Kirche war, glaubte ich einen Ausflug in den Himmel gemacht zu haben“, kann der gläubige Besucher in der Buchdorfer Pfarrkirche eindrucksvoll erleben.
Gottesdienstzeiten
Heilige Messen in der Pfarrei Buchdorf
Samstag 19.00 Uhr abwechselnd in Buchdorf oder Bergstetten;
Sonntag 8.45 Uhr oder 10.00 Uhr abwechselnd in Buchdorf oder Baierfeld
Glockenanlage der Pfarrkirche
Die Glockenanlage der Pfarrkirche St. Ulrich in Buchdorf stellt Thomas Winkelbauer, Glockensachverständiger der Diözese Eichstätt, vor. mehr...